„Nein, will keine Hose!“

01.06.2015

Viele Eltern verfluchen den Winter. Denn Winter heißt, Unmengen an Sachen anziehen. Schichten über Schichten Klamotten, Stulpen, Handschuhe, Mützen – all das will täglich mehrmals an das Kind gebracht werden. Schon beim Gedanken daran wird uns Eltern heißer als beim Aufguss in der Sauna. Die dort übliche Entspannung bleibt jedoch aus.

„Ja und?“, mag da manch Kinderloser sagen. „Klar, ist etwas mehr Arbeit, aber dann fängt man halt fünf Minuten früher an.“ HA! Von wegen. Es ist für viele Eltern wesentlich wahrscheinlicher, dass ihre Kleinkinder nackt in den Schnee hüpfen als dass sie in fünf Minuten auch nur eine Jacke angezogen bekommen. Denn aus irgendeinem Grund, der sich mir noch nicht in voller Gänze erschlossen hat, hassen viele Kinder Kleidung!

Jetzt muss man wissen, dass ich mit Kälte eher locker umgehe. Kälte selbst macht nicht krank, dazu braucht es Viren und ein gemindertes Immunsystem. Zu warm angezogen zu sein ist sogar tatsächlich gefährlicher, da es durch das Schwitzen und die entstehende Verdunstungskälte viel schneller und nachhaltiger zum Frieren kommt. Ich selbst bin ein Backofen, Barfußläuferin und schlafe auch im Winter gern bei offenem Fenster. Und ja, da hat unser Schlafzimmer derzeit nur acht Grad. Ich bin aber überzeugt, dass frische Luft im Winter als Gegengewicht zu trockenen, geheizten Räumen wichtiger ist, als Socken in Fellschuhen.

Trotzdem gibt es auch bei uns Situationen, in denen ich will, dass mein Tochterkind etwas anzieht, sie selbst aber so überhaupt nicht davon zu überzeugen ist. Gerade wenn sie bereits gesundheitlich angeschlagen und äußerlich schon recht kühl ist, will ich aber nicht kampflos aufgeben. Wie also kann man diese Aufgabe bewältigen?

 

Hier zehn nicht ganz ernst gemeinte Tricks:

Trick 1 – Anschleichen:
Wer die Worte „Hose“ oder „anziehen“ nur in den Mund nimmt, hat bereits verloren. Locken Sie das Kind mit einem Buch oder einem Spielzeug, so dass es sich in Sicherheit wiegt. Machen Sie es nicht durch zu hektische Bewegungen misstrauisch .

Trick 2 – Vorbereitet sein:
Suchen Sie alle Anziehsachen, die Sie verwenden wollen, zusammen. Einmal angefangen sollte der Anziehvorgang niemals zum Suchen einer Socke oder eines Schuhs unterbrochen werden. Haben Sie einmal ein kooperierendes Kind vor sich, ziehen Sie sanft aber schnell alle Teile nacheinander an.

Trick 3 – Weglaufschutz
Setzen Sie Ihr Kind auf einen Tisch. So haben Sie eine angenehmere Arbeitshöhe und gleichzeitig ist die Gefahr, dass das Kind sich wegrollt oder davon schleicht, während Sie kurz nach dem Schuh angeln, geringer.

Trick 4 – Musik
Machen Sie die Lieblingsmusik ihres Kindes an und singen und tanzen Sie laut mit. Stimmen Sie Ihre Bewegungen mit denen des Kindes ab, so dass Sie wie im Flow, die engen Strumpfhosen über die tanzenden Füßchen stülpen und sie dann im Takt groovend hochziehen können. Denken Sie daran: Alles fließt! Und lächeln Sie!

Trick 5 – First things first
Denken Sie möglichst vorher daran, das Kind zu wickeln bzw. mit ihm zur Toilette zu gehen. Denn das Waterloo aller Eltern sind die Worte des fertig angezogenen Kindes: „Mama, ich muss Pipi!“

Trick 6 – Pannen locker nehmen
Sollte Ihr Kind in einem Moment der Unaufmerksamkeit die Socken wieder ausgezogen haben, während Sie lachend und singend die Mütze über den Kopf getanzt haben: Atmen Sie tief durch! Der Krieg wird nicht mit einer Socke verloren!

Trick 7 – Köder
Sollte Ihr Kind sich weigern, den Kopf durch das Halsloch zu stecken, ziehen Sie ein Bonbon an einer Schnur durch den Pullover. Das Kind wird dem Köder folgen. Schwupps! Erledigt.

Trick 8 – Kältekammer
Kühlen Sie Ihr komplettes Haus auf Außentemperatur ab. So müssen Sie Ihr Kind nur sehr selten aus- und wieder anziehen. Dies empfiehlt sich besonders bei Windelträgern!

Trick 9 – Lassen Sie sich trösten
Sollten alle Versuche Ihr Kind ausgehfertig zu machen scheitern, lassen Sie sich ruhig von ihm trösten, so wie ich heute. „Ach mein Schätzchen. Komm mal her!“ aus dem Mund meiner Tochter entschädigen mich nämlich für sehr sehr viel.

Trick 10 – Echt jetzt!
Lachen Sie über die oben genannten Tricks und am besten auch gleich über die ganze Situation. Fakt ist, es ist anstrengend und wird noch eine Weile anstrengend bleiben. Es erfriert aber auch kein Kind, wenn es bestimmte Kleidung erst draußen anzieht, wo es spüren kann, dass es kalt ist. Ein kleiner Trost: Es geht vorbei. Und mit einer großen Portion Humor, geht es vielleicht besser.

Eure Julia aus der guten Kinderstube

3 Comments

  • Tabea sagt:

    Oh liebe Julia, was für eine schöne Zusammenfassung! Ich konnte wunderbar dabei schmunzeln! Super!

    Da wir hier (nach unserem Umzug im Sommer) durch die Fussbodenheizung tatsächlich eine für uns noch ungewohnte Wärme haben (weil sobald die Heizung ausgeht der Steinboden sonst echt Wärme abzieht und ich anfange zu bibbern) verstehe ich völlig, dass mein 15-Monatling nicht einsieht sich anzuziehen … ein Wollwalkanzug bei 24 Grad??? Geht's noch?? Würde von uns doch auch keiner machen!

    Also haben wir einen Anziehposten am Fenster mit Aussicht und frischer Luft … da geht es spätestens dann hin, wenn der Kleine schon angezogen ist und ich aber erst noch in meine Sachen schlüpfen muss – nein … mich erst anziehen ist keine Alternative, weil das zu sportlichem Schwitzen führt 😀

    Übrigens glaube ich ja, dass Humor in jeglichem Moment mit Kindern gut ist!

    Ein paar andere deiner Vorschläge werde ich sicher noch ausprobieren … v.a. das mit dem Bonbon *höhö*… fürs Trösten lassen muss ich wohl erst noch ein wenig warten 😉

    Belustigte Grüsse,
    ~ Tabea

  • MojosMom sagt:

    Lustige Tricks 😀 Werde mich daran erinnern, wenn es bei unserem Kleinen so weit ist 😀

  • Sonaholic sagt:

    Sehr schön zusammengefasst! Irgendeine Variante funktioniert natürlich immer – das mit der Musik und "reingrooven" muss ich mir unbedingt mal merken, im morgentlichen Stress kommt man manchmal einfach nicht auf die einfachsten Dinge… Danke!

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