Heute hatte ich einen Tag, über den ich unbedingt bloggen will, aber noch gar nicht so recht weiß wie. Da fällt mir wieder auf, dass Blogs lesen viel einfacher ist, als gute Artikel zu schreiben. Schließlich will
ich für meine Leser – oder besser potentiellen Leser – einen Mehrwert bieten und unterhaltsam sein, dabei ehrlich von mir schreiben und niemanden langweilen.
ich für meine Leser – oder besser potentiellen Leser – einen Mehrwert bieten und unterhaltsam sein, dabei ehrlich von mir schreiben und niemanden langweilen.
Ihr seht, ich gehe selten unbefangen heran, an die Dinge, die ich mache. So ist das (leider) auch mit dem Muttersein. Zwar habe ich auf keinen Fall das Ziel, perfekt zu sein, aber doch den Anspruch an mich, zu
reflektieren und die wichtigen Entscheidungen bewusst und halbwegs klug zu treffen. Ich bin sicher, meine Tochter wird mich später kritisieren – das hoffe ich sogar. Dann will ich mir sicher sein, dass ich mein Bestes gegeben habe.
reflektieren und die wichtigen Entscheidungen bewusst und halbwegs klug zu treffen. Ich bin sicher, meine Tochter wird mich später kritisieren – das hoffe ich sogar. Dann will ich mir sicher sein, dass ich mein Bestes gegeben habe.
Dies wird nicht einfacher dadurch, dass ich Vieles anders mache als meine Eltern es getan haben und als es die meisten meiner Bekannten, Verwandten und Freunde tun. Allein sein mit meinen, unseren Entscheidungen finde ich manchmal ziemlich beängstigend und verunsichernd. Gerade hier hat mir in den letzten zwei Jahren die Welt der Elternblogs sehr geholfen. Ich habe so viele tolle Mütter und deren Familien verfolgt und gesehen: Wir sind mit unserer Art Familie zu leben nicht allein.
Doch obwohl ich mittlerweile sogar im „echten Leben“ Freunde gefunden habe, die z. B. lange stillen, im Familienbett schlafen und ihre Kinder gleichwertig behandeln statt althergebracht zu erziehen, bin ich in Situationen, die nicht rund laufen verunsichert.
Ich will dann nicht in alte, autoritäre Muster verfallen, aber meinem Kind den nötigen Halt und die Führung geben, die es braucht. Für mich zugegeben manchmal ein Balanceakt.
Heute war so eine Situation als meine Tochter nicht wie üblich nach dem Eltern-Kind-Kreis, den wir freitags vormittags immer besuchen, einschlief. Sie war sichtlich unzufrieden und sah sehr müde aus, konnte aber weder auf der Autofahrt nach Hause, noch im Arm beim Stillen einschlafen. Als es langsam wirklich spät wurde, schlug ich ihr vor, sie mit dem Kinderwagen umher zu fahren. Dies hat sie in letzter Zeit oft gewünscht und es hat auch gut funktioniert. Doch kaum waren wir zwanzig Meter gefahren, fing sie an bitterlich zu weinen. Das tut sie sehr selten und ich war etwas verzweifelt, da ich nicht verstand, warum es ihr so schlecht ging.
Während ich also über den Buggy gebeugt versuchte, mit meiner Tochter zu sprechen, sie zu trösten und eine Lösung zu finden, merke ich, dass ich angestarrt werde. Eine Frau, die von Tür zu Tür ging, um Äpfel aus der Pfalz zu verkaufen, war nur zwei Meter entfernt stehen geblieben und sagte dann als ich sie entdeckte in vorwurfsvollem Ton: „Das machen die Kinder halt mal.“
Meine Reaktion war leider nicht sehr gewaltfrei, da ich ihre Art uns anzuglotzen und ungefragt zu kommentieren in meinem Stress sehr übergriffig fand. „Dass ist ja interessant. Ich habe mein Kind erst seit zwei Jahren, da weiß ich noch nicht so gut Bescheid.“, sprach ich und schob den Kinderwagen aus ihrem Sichtfeld in den nächsten Hauseingang. Dort nahm ich meine Tochter auf den Schoß und tröstete sie. Sie wollte nach einer Weile wieder in den Wagen, ausruhen, aber nicht schlafen. Also fuhren wir weiter.
Leider fing mein müdes Kind bald wieder an zu weinen, wollte das Verdeck runter haben, wieder hoch und das Tuch drüber, zog dann daran, so dass es zu Boden fiel. Als ich ihr sagte, dass ich das Tuch dann lieber wieder hochlege, weinte sie noch mehr. Und wer stand wohl abermals neben uns? Richtig! Und ja, sie starrte uns wieder an. Ich bat sie also, uns doch bitte etwas Privatsphäre zu geben, da das einfach nicht hilfreich sei. Und da legte sie los. Ich sei eine furchtbare Mutter, mein Kind könne einem leid tun, dass es so weinen müsse. Es täte ihr in der Seele weh, wie ich mit ihr umginge und überhaupt, warum ich sie ständig ansprechen würde. Sie würde hier nur arbeiten und mit Menschen wie mir würde sie ohnehin nicht sprechen. Ich konnte kaum halbe Sätze dazwischen sagen. Meine Tochter lag geschockt im Wagen und war ruhig. Ich sagte ihr, dass wir jetzt erst einmal weiterfahren und ging.
Und wisst ihr, was das Schlimmste daran war? Als mein Mann eine Stunde später nach Hause kam, musste ich einfach weinen. Diese Person hatte meinen wunden Punkt getroffen. Ich hatte tatsächlich nicht gewusst, wie ich meiner Tochter helfen konnte. Meine Ideen hatten nicht gefruchtet, ich war überfordert und gestresst und ja, sie tat mir auch leid. Ich fühlte mich bereits nicht gerade wie die Mutter des Jahrhunderts und da trafen mich diese Worte so sehr.
Über all die Labels wie Maternal Gatekeeper, Hausfrau, Latte Macchiato- Mom und Co konnte ich bisher eher schmunzeln, auch wenn es mich schon gewundert hat, dass es nur negative Bewertungen für Mütter gibt. Die Mommy Wars habe ich bisher als Phänomen wahrgenommen, mich aber nie wirklich betroffen gefühlt. Aber ein so direkter Angriff hat mir heute gezeigt: Als Mutter ist man leichte
Beute.
Beute.
Natürlich hat die Apfelverkäuferin keine Ahnung von uns. Aber wer hat schon Ahnung von den Menschen, Eltern, Familien, die er im Vorbeigehen, auf Spielplätzen, im Bus oder im Café trifft? Wer weiß, welchen Schaden all diese Kritik, all die negative Energie anrichtet?
Jetzt mit dem nötigen Abstand, einem schönen Tagesausklang beim Ponyreiten mit meiner Tochter, einem gemeinsamen Abendessen und dem Einschlafkuscheln, bin ich wieder ganz bei mir. Jetzt sehe ich, dass heute der erste Tag war, an dem mein Tochterkind keinen Mittagsschlaf machen konnte und wir einfach beide davon überrascht waren. Ich bin mir sicher, dass sie die ganze Zeit wusste, dass ich ihr helfen möchte und das macht mich in meinen Augen zu einer guten Mutter.
Eure Julia aus der guten Kinderstube
Hey Julia,
du hast doch alles richtig gemacht. So lange die Kinder nicht ganz klar sagen können, wo der Schuh drückt, wird es solche (neuen) Situationen geben, in denen wir nicht wissen können was zu tun ist und wir einfach herausfinden müssen, wie wir die Situation bewältgen. Und leider weinen die Kinder dann manchmal, weil wir nicht sofort alles ausprobieren können.
Das diese Frau ausgerechnet Teil eures heutigen Un-Glücksgefühls sein musste, ist ärgerlich weil es dich nur abgelenkt hat.
Ich hab mir einen Satz von Anna Tardos eingeprägt, den ich mir immer dann sage, wenn ich denke " Mist, Situation total daneben gegangen.": Jedes Kind hat eine gut genuge Mutter.
Wir Mütter müssen aufhören uns klein zu machen und uns reinreden zu lassen.
Liebe Grüße
Katharina
Hallo Katharina,
Danke für Deine aufmunternden Worte. Abends fand ich das ja auch wieder. Aber die Kombination davon, dass wir als Mütter so verunsichert sind und der Tatsache, dass es offensichtlich so normal ist uns öffentlich, in Artikeln, auf der Straße, im Supermarkt zu kritisieren, finde ich schon krass. Vielleicht sollten die Medien mal anfangen, Mütter zu stärken, damit es auch in unserer gesellschaftlichen Mitte ankommt? Supermoms statt Rabenmütter. "Alle machen es richtig.", für ihre Familie, statt "Alle machen es falsch." Das würde mich freuen.
Dir ein schönes Wochenende
Liebe Grüße
Julia
Ich denke, den meisten Müttern fehlt einfach das Selbstbewusstsein, weil sie durch andere Mütter, Foren und sonstigen Kanälen verunsichert werden! Das beste ist, man hört auf sein Bauchgefühl und hinterfragt nicht ständig, ob es gut genug ist.
Ich habe 3 Kinder und mich hat noch nie ein Außenstehender irgendwo angesprochen. Vertrau auf dein Bauchgefühl, dann kann dich niemand verunsichern!
Danke Simone!
Ja, das mag sein. Mir fehlt tatsächlich manchmal die Sicherheit. Ich denke aber, das gibt anderen nicht das recht, einen so anzugehen. Es ist eben nicht jeder gleich so stark, vor allem, wenn er Wege geht, die ihm selbst neu sind.
Seit diesem Vorfall bin ich aber wesentlich standfester, weil mir auch klar wurde, dass ich durch meine Unsicherheit angreifbar werde.
Liebe Grüße
Julia
Das ist klar! Niemand hat das Recht, irgendwen anzugehen bzw. sich überhaupt einzumischen!
Leg dir eine passende Antwort parat für's nächste mal:)
Ein schöner Artikel, liebe Julia. Ich kann Dich gut verstehen! Man ist nun mal nicht immer erhaben über den Dingen. Es war halt auch eine neue Situation für euch…man ist immer wieder mal verunsichert. Das finde ich völlig normal! Auch kann einen mal das sogenannte "Bauchgefühl" täuschen. Manchmal macht mich das richtig aggressiv, wenn davon die Rede ist…denn: manchmal hat man es einfach nicht, wenn das, was immer funktioniert hat, mit einem mal nicht mehr klappt o.ä. Man weiß auch nicht immer, was die Kleinen einem sagen wollen. Kritik von außen ist dann doppelt schlimm. Jeder reagiert darauf halt auch anders und später fallen einem immer passende Antworten ein.
Das war ein etwas verspäteter Kommentar, aber ich bin gerade erst auf "Die gute Kinderstube" gestoßen und finde das Blog ganz wunderbar!
LG Suse